High-end sport climbing in Spain

In Climbing by Udo Neumann

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass 30 – 40 m überhängende Routen für mich zu ausdauernd wären und ich hatte großen Respekt vor den hohen Wänden.
Es lief aber dann überraschend gut. Schon am ersten Tag konnte ich die 40 m Gladiator im Grand Boveda Sektor klettern.

Die ganze Zeit hatte ich die Bilder von Dave Graham in Los Borrachos del Mascun im Kopf

und war sehr heiß drauf mir die Route anzuschauen und vielleicht auch zu versuchen.

Zum Glück wurde die Route auch noch von andern versucht, so konnte ich mir bei Diego einem Mexikaner und Lukaz Dudek einem Polen die Tricks abschauen und Tipps bekommen. Lukaz konnte Los Borrachos dann super schnell klettern, er benötigte nur drei Tage! Super stark, ein paar Tage zuvor hat er mit Minas Tirith seine erste 8c+ klettern können.

Los Borrachos startet mit einem knackigen Boulder an Leisten, wonach man einen sehr guten Rastpunkt hat. Man hängt zwar voll unterm Dach hat aber gute Griffe und ein super Hook der viel Gewicht nimmt. Dann kommt ein weiter Schnapper auf Schulter, mein Problemzug, dem ein Boulder an kleinen Griffen und der letzte Schnapper, auch ein Problemzug folgen. Mit den weiten Schnappern hatte ich so meine Schwierigkeiten, man muss ziemlich die Spannung halten und den Arsch an der Wand.  

Bei meinen ersten Durchtiegsversuchen merkte ich dann schnell, dass ich mich einfach nicht richtig an der Ruhestelle Erholen konnte. Beim ersten Schnapper fehlte mir die Spannung, woraufhin ich dann erstmal die Finger von der Route gelassen habe. Ich hatte viel Respekt vor den weiten Zügen und wollte erstmal noch mehr Ausdauer bekommen und andere Routen versuchen. Mit „Pata Negra“ und „Iron Man“ beide 30 m konnte ich dann zwei sehr anstrengende Ausdauerlinien durchsteigen.

Beim wieder an testen der Los Borrachos lief es dann tatsächlich besser mit der Ausdauer. Ich fühlte mich der Sache aber immer noch nicht gewachsen, mir fehlte noch ein wenig die Spannung für die weiten Züge. Mit weiten Zügen habe ich oft so meine Probleme, da meine Boulderwand zu hause relativ klein ist, bin ich das weit Schnappen nicht so gewohnt…

Ich habe mir dann Minas Tirith angeschaut und mich direkt verliebt. Die Linie geht an einer Dachkante einer kleinen Grotte entlang. Die ersten 10m sind sehr überhängend (man klettert nicht höher als 5 m) und sau schwer, danach muss man nur noch 12m an schönen Henkel-Sintern 6c zum Umlenker klettern. Die Züge sind bis auf einen relativ kurz und man klettert an kleinen Leisten und Zangen. Die Bewegungen machen voll Spaß, da man die ganze Zeit gut Spannung halten muss und kaum zum Atmen kommt. Das ganze ist dann mehr Tauchen als klettern, wenn man nicht wegen der großen Hitze von den Griffen schwimmt fällt man, weil einem die Luft ausgeht.

Das Versuchen hat voll Spaß gemacht, ich bin jeden Tag etwas weiter gekommen, so dass es  immer spannender wurde.  

Am letzten Tag an dem ich Versucht habe wollt ich eigentlich gar nicht Versuchen, weil es super warm und schwül war, kurz vor einem Gewitter. Ich weiß auch nicht warum ich dann einen Versuche gemacht habe, auf jeden Fall bin ich am dritten Zug schon auf den Griffen geschwommen, was bei den Tagen vorher schon direkt einen Abgang bedeutet hätte. Ich bin dann einfach weiter geklettert, ich war sicher gleich ab zufallen. Die Züge waren alle voll anstrengend, mir sind zum ersten mal die Unterarm zugelaufen und alles war echt verdammt anstrengend und verdammt knapp aber es hat irgendwie geklappt. Die Begehung war einfach nur riesen Glück bei den Bedingungen!

Das Wetter von Tag zu Tag besser, also immer kälter,

manchmal etwas Regen, meistens aber blauer Himmel. Endlich war die schöne Zeit gekommen, mit der Hitze ende August und Anfang September bin ich nicht gut zurecht gekommen, alles war anstrengend und ich hatte sogar ein paar Tage einen Hitzeschlag oder so was ähnlich. Ab Mitte September wird es super schön in Rodellar, in der Sonne noch warm genug um zu Baden und im Schatte richtig schön kühl.  Dann wachsen überall Brombeeren, so viele, dass man sich satt essen kann. Später kommen noch Weintrauben, Feigen und eine art Pfirsiche dazu, man kann also sehr gut im Canyon essen gehen.



Ich bin dann natürlich direkt wieder in die Los Borrachos eingestiegen, wo es dann auch super gut lief. Alles war jetzt um Welten einfacher, man braucht nur die Hände an den rauen Fels zu legen und man bleibt hängen ohne Anstrengung. Im Durchstiegsversuch hat der erste Problemzug super geklappt und ich durfte am letzten schweren Zug abfallen, den Rettungshenkel hatte ich schon berührt. Beim nächsten Versuch habe ich mir dann leider am Einstieg das Knie beim Hooken verdreht, so dass ich nicht mehr versuchen konnte. Ich habe dann erstmal gedacht ich könnt sie gar nicht mehr klettern. Eine Woche später bin ich aber dann doch wieder eingestiegen. Nachdem ich eine Variante ohne Knie verdreh Hook raus gefunden hatte, konnt ich dann nach zwei weiteren Versuchen, den Rettungshenkel fest in den Händen halten und zum Umlenker durchsteigen. Es waren super Bedingungen, das klettern ziemlich einfach und ich natürlich super happy. 

Als nächstes hab ich mir CH5, 8c+ ausgebouldert,

die 25m Dach Route wurde 2007 von Dani Andrada an einem Tag eingebohrt und am nächsten Tag durchgestiegen. Eine super Linie voll durch die Los Borrachos Grotte. Die Route ist zwar sehr lang hat aber nur einen schweren Boulder von 5 Zügen, von denen nur 2 sehr schwer sind. Der Boulder ist zum Glück am Anfang der Route und genau der Stiel und die Griffgrösse, wie die Boulder in meinem Keller.  Man hat kleine Leisten, keine größer als die Hälfte des ersten Fingerglieds, schön. Es hat super Spaß gemacht die Route zu versuchen, wie bei der Minas Tirith bin ich jeden Tag etwas weiter gekommen. Irgendwann hats dann geklappt und ich konnte mir die 2. Begehung holen. Meistens konnte ich nur zwei Versuche am Tag machen, weil die kleine Griffe mir die Haut von den Fingern geschält haben. Insgesamt habe ich 5 Tage gebraucht und 12 Versuche, es ging also gut schnell für mich.

 Ich wusste schon was ich als nächstes Versuchen wollte,

Dani Andrada hatte mir den Tipp gegeben ich sollte auch die „Los Inconformistas“ versuchen.

Das ist die schwere Version von Los Borrachos, die von Eric Lopez diesen Juli Erstbegangen und mit 9a+ bewertet wurde. Man klettert den gleichen Einstieg, macht aber nicht den weiten Zug, sondern klettert, durch ein leicht negativ abfallendes sehr unstrukturiertes Dach. Die Linie ist super Beeindrucken man klettert einen schönen Halbkreis und da man ja wieder leicht bergab klettert, ist man an der Schlüsselstelle, vor der Dachkante mit den Füßen nicht weit von der Kopfhöhe des Sichernden. Dani hat mir dann die Züge gezeigt, was für mich eine riesen Hilfe war. Da man ja hier im Dach leicht nach unten klettert hat man auf einmal die Tritte über dem Kopf, was für mich gewöhnungsbedürftig war. 

Das schwere war die Füße an der Wand zu halten und insgesamt die Körperspannung zu halten um weiter zu ziehen. Die Schlüsselstelle ist ein Unterkreutzzug auf eine abschüssige Leiste die man nicht belasten kann. Man muss den Körper erst schnell verdrehen um das Körpergewicht so zu verlagern, dass man Gewicht auf die Leiste bringen kann. Dann nur noch zweimal weiter Schnappen und man kann an guten Griffen nach oben zum Umlenker.

Zwei Tage lang habe ich an den Zügen der letzten Meter herum gebastelt bis ich eine gute Griff Tritt Abfolge gefunden hatte. An meinem 3. Tag bin ich dann, dummer weise vom 3. Hacken gestartet, überraschender weise lief alles super gut und ich konnte bis zum Umlenker durchsteigen. Da hab ich mich voll gewundert und super gefreut! Aber ein bisschen hab ich mich auch geärgert, vielleicht wäre ich besser vom Boden gestartet, weil bis zum 3 Hacken war es nicht schwer… War aber ehre froh, dass es so gut geklappt hatte. Am nächsten Tag konnt ich „Los Inconformistas“ dann Durchsteigen! Damit hatte ich nicht gerechnet, weil ich ja am Vortag schon so viel versucht hatte!

 Dani Andrada hat Inconformistas zwei Tage vor mir geklettert und auf 9a abgewertet. Ich hab mir also die 2. Wiederholung geholt, würde sie aber eher als leichte 9a einstufen. Immerhin habe ich ja nur 4 Tage gebraucht. Mir lag die Dachkletterei ziemlich und der erste Teil von Los Borrachos war für mich nicht mehr schwer, den hatte ja schon so oft gemacht habe…



Während meiner letzten Tage in Rodellar, konnte ich jeden Tag noch was schönes durchsteigen.
Erst „Welcom to Tijuana“ (8c), dann  „Tonton Bertrand et la choco-loco“(8c) dank Olivier Favresse der mir alle Züge gezeigt hat und als letztes „Los 40 Ladrones“ (8b).
  
Nach ein paar Tagen bouldern in Albarracin bin ich dann, um noch pünktlich Montag den 13. in die Uni zu kommen den Sonntag morgen Richtung Deutschland aufgebrochen. Nach drei Tagen und Nächten auf der Autobahn bin ich dann Dienstag den 14. fast pünktlich in Siegen an gekommen. Die schwerste Route die ich gemacht habe war also die Route von Spanien zurück nach Siegen…