Les Marches du temps en libre

In Climbing by Udo Neumann

„Seit Jahren gehört die Route „Marches du Temps“ von Michel Suhubiette für mich mit „La Fete de Nerfs“ und „Gwendal“ zu den schönsten langen Routen im Verdon: 3 Sterne für 11 Seillängen, ziemlich konstant zwischen 6c und 7a verteilt, jedoch eine 6cA0-Bohrhakenleiter in der 9. Länge, welche schon beim Abseilen über die Route unkletterbar erscheint. 2 Meter links der Originallinie entdecke ich im April 2004 einen angedeuteten, zerfressenen Sinter und so wird „Marches du temps“ in den nächsten Jahren zu einem meiner letzten ungelösten Freikletter-Probleme…  

Mitte August 2005 bouldern Uli Strunz und ich das erste Mal ernsthaft in der Länge herum. Nach mehreren Stunden Schweiß- und Unterarmkraftverbrauch haben wir die Länge mit einer haarsträubenden Kratzerpassage mit Seilsicherung von oben durchgeklettert. 8b ist es so aber mindestens! Ein Durchstieg der gesamten Route ist jetzt das Ziel. Ein Jahr später, im heißen August 2006 probieren Uli und ich die Seillänge auf einer vollständig unabhängigen Linie links der Originallinie. Die Kletterei wird so noch leichter, da die kratzige Stelle im oberen Teil durch eine viel angenehmer zu kletternde Passage links umgangen werden kann. Es könnte eine der besten Routen werden, doch leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite, denn 35°C Lufttemperatur, heftige Sonneneinstrahlung im Wechselspiel mit Gewitterschauern, eine nasse Schlüsselstelle und das baldige Urlaubende machen uns beim Durchstiegsversuch stets einen Strich durch die Rechnung. Anstatt zu klettern, jümaren wir das eine oder andere Mal die letzten Längen nur noch im Nassen oder Dunklen raus.

Im April 2007 ist es aber so weit. Nach 200m Abseilen folgt eine Traumlänge nach der anderen. Uli und ich klettern überschlagend, lassen die ersten 8 Seillängen sturzfrei hinter uns hängen schon bald am Stand unter der Schlüssellänge. Keine der wackeligen schweren Stellen wirft uns diesmal ab. Nachdem jeder einmal die Länge gepunktet hat, sind die letzten zwei leichten Längen nur noch eine Pflicht-Kür für die Beendigung der ersten, absolut sturzfreien Team-Begehung.

Fazit: Obwohl die freie Begehung der „Marches du temps“, 8a bei weitem nicht meine schwerste Erstbegehung war und schon gar nicht die Bedeutsamste im Verdon, ist sie für Uli und für mich nach diesem gemeinsamen Erlebnis aber die „Schönste“ in der Schlucht!“