halfdome

Besser Klettern

In better climbing by Udo Neumann

  1. Klettern im sechsten Grad ist oft Kopfsache, da Stürze unangenehm oder sogar gefährlich sind.
  2. Die Klettertechnik, in dieser Folge geht es besonders die allgemeine Geländegängigkeit, um die Fußarbeit, den Aufbau der Bewegung von den Füssen aus und die Raumwahrnehmung. Diese beiden Themen werde ich zusammen behandeln da sie sehr viel miteinander zu tun haben wie wir sehen werden.
  3. Die Taktik, also Seiltechnik, Seilzug, hast du den Knoten nah am Körper und schleppst du ein Lasso vor der Hüfte mit… solche Sachen werde ich mal in einem „Taktik Special“ gesondert behandeln.

Der sechste Klettergrad ist oft eine Kopfsache

Nehmen wir mal die Touren im Frankenjura. Die leichteren sind meistens die älteren und schlechter gesicherten. Selbst wenn du es mit einer modernen, eng gesicherten Route zu tun hast, kannst du dir trotzdem im Falle eines Sturzes blöd wehtun, weil das Gelände oft wenig steil und kompakt ist. In den höheren Graden werden die Routen dann tendenziell steiler, so dass auch bei weiten Stürzen weniger Gefahr besteht.

 
 oben: Die totale Überforderung. Zwar konnte
ich 1983 schon siebener im Klettergarten
machen, der Halfdome Nordwestwand hatten
wir psychisch and taktisch jedoch nichts
entgegen zu setzen. Nach neun Seillängen
waren wir fertig…
 bussardwand2
 Ohne jede Frage bietet Sachsen die besten
moderaten Klettereien in Deutschland,
allerdings auch die psychisch und taktisch
anspruchsvollsten. Der Autor meint sich zu
erinnern, dass die Bussardwand irgendwas
mit sechs bewertet war (die Aufnahme ist
von 1985), kann sich aber an die Kletter-
schwierigkeiten gar nicht erinnern, da er
so mit den anderen Aspekten beschäftigt war…

 Vielleicht tröstet es dich, wenn ich dir versichere, dass es auch für XIer Kletterer unangenehme Situationen im sechsten Grad geben kann. Es muss nur brüchig, ausgesetzt und gefährlich genug sein und das ganze hochgezüchtete Kletterkönnen ist nichts mehr wert. Der sechste Grad ist dadurch gekennzeichnet dass du kontrolliert klettern muss, wohingegen höhere Grade grade eine Aufgabe des Kontrollbedürnisses verlangen (Dazu mehr in einer späteren Folge). Alexander Huber hat in seinen Berichten vom solo klettern sehr anschaulich beschrieben, daß eine athletische, steile, feste schwierige Tour viel leichter zu kontrollieren ist als eine rutschige oder womöglich gar brüchige Platte. Auch wenn Du nicht solo unterwegs bist, müssen Stürze im alpinen sechsten Grad oft ganz vermieden werden. Das es möglich ist beide Anforderungen zu verbinden, zeigen viele später erfolgreiche Kletterer wie Lynn Hill oder Alex Huber, die durch die harte Schule der „bloß nicht stürzen“ Routen gegangen sind.

Wie wird man stark im Kopf?

Ein ganz wichtiger Aspekt ist, mit was für Leuten man klettern geht. Toni Lamprecht ist zum Beispiel so groß und schwer wie ich, aber wesentlich stärker. Mit unserem Gewicht ist so richtig leichtfüssiges Bewegen am Fels etwas eingeschränkt. Entsprechend zäh sieht es deshalb für mich oft aus, wenn Toni eine Tour zuerst vorsteigt. Obwohl ich sonst mit guter Moral gesegnet bin, fällt mir bei Tonis Vorstiegen immer ein bißchen das Herz in die Hose, so daß ich schon einige Male zum Toprope gegriffen habe. Bin ich dagegen die designierte Ropegun, komme ich meiner Vorstiegsverantwortung nach ohne zu überlegen. (Allerdings höre ich dann oft auch, daß ich eine ähnliche Wirkung auf meine Kletterpartner habe wie Toni auf mich, weil mein Klettern anscheinend selten souverän und sicher aussieht.) Dein Umfeld ist also ganz entscheidend für deine Moral. Eine Frau, die immer und überall von ihrem Freund die Toperopes eingehangen bekommt, wird eigene Kompetenz möglicherweise nur aufbauen können, wenn sie mit jemand gleich starken oder schwächeren unterwegs ist.

Für den folgenden Teil gehe ich mal davon aus, dass du irgendwo klettern kannst. Es muss keine Kletterhalle sein, ja ich frage mich sogar, ob dir eine Kletterhalle mit den athletischen und schnellen Zügen, den anatomischen Griffen und den guten Tritten wirklich so viel bei der Entwicklung des Kletterkönnens für den sechsten Grad im Fels hilft. Ein Brückenpfeiler um den du herum queren kannst ist mindestens genauso hilfreich. Du willst lernen, in der Senkrechten spazieren zu gehen und dazu musst du jetzt erstmal ganz viel klettern. Auch gilt es jetzt, deine allgemeine Geländegängigkeit zu verbessern. Gerade in den Alpen ist eine gute Geländegängigkeit Gold wert, da schon die Anstiege hohe Anforderungen stellen. Solltest du gerade nichts steiles zur Hand haben, kannst du dir zuhause aber einen kleinen Übungsparcour aus Klötzchen gehen, Seiltanzen und anderen Balance Übungen zusammenstellen. Balancieren jeder Art ist gut für Dich!

Wenn wir davon ausgehen, daß stürzen in vielen sechser Touren keine Freude macht, heisst das vor allem, daß dein Klettern sicher werden muß. Die meisten werden sich noch an die drei Punkt Regel erinnern, bei der man immer drei sichere Kontaktpunkte hat, bevor man den vierten bewegt. Bricht nun ein Tritt aus, stehe ich immer noch auf dem anderen Tritt und habe noch einen Griff in der Hand. Wenn man sich allerdings vorstellt, daß der Griff ausbricht während ich weitergreife, sieht man daß die DPR zwar nicht falsch, aber etwas statisch gedacht ist.

Gedanken zur grundsätzlichen Kletterbewegung:

Die Kletterbewegung baut sich von unten her auf, die korrekte Reihenfolge ist also Füße, Beine, Hüfte und dann erst Arme bzw. Hände. Das ist in sofern schwierig, als dass die Füsse so furchtbar weit von unserem Gehirn entfernt und deshalb schwieriger als die Arme zu kontrollieren sind. Trotzdem (oder gerade deshalb?) haben Selbstbewußtsein und Fussarbeit enorm viel miteinander zu tun. Selten realisiert man so deutlich wie auf Platten, warum Wolfgang Güllich unser Gehirn den wichtigsten Muskel beim Klettern genannt hat. Man sieht sofort, ob ein Kletterer erwartet auf einem Tritt stehen zu können oder nicht. Umgekehrt zeigen sich nagende Selbstzweifel bei vielen Kletterern an schlotternden Waden, der so genannten Nähmaschine. Apropos Nähmaschine, wenn du so eine das nächste Mal hast, probier mal sie aus dem Bein rauszudrücken indem du dich noch fester auf den Tritt stellst. Wenn du jetzt noch ganz ruhig atmest, hast du deine Chancen einer Panikattacke zu begegnen ganz entscheidend erhöht! Weitere Aspekte der Fussarbeit sind, dass du möglichst unbelastet antreten willst damit
keine Kraftspitzen entstehen, dein Gewicht gleichmässig verteilen und die Übersicht bewahren willst. Zur Übersicht ist zu sagen, dass auch sie ganz unten an den Füßen anfängt. Wenn du die Ferse zu nah am Fels auf den Tritt stellst blockierst du deine Hüfte und klebst am Fels. Trittst du stattdessen frontaler an und lässt die Ferse etwas hängen, bist du auch in der Hüfte freier und kannst dich besser umschauen.

In den weiteren Folgen werde ich der Kletterbewegung, wie sie sich über die Hüfte fortpflanzt, nachgehen. Jetzt betrachten wir aber erstmal den typischen Vorstieg.
In dem Film GATTACA spielen die beiden ungleichen Brüder ein Mutspiel: Gewinner ist derjenige, der sich traut weiter ins Meer hinauszuschwimmen. Der Trick ist, sich nicht zu übernehmen, das heisst, abzuschätzen, ob man noch ans Land zurückkommt. Wie auch beim Vorstieg gibt es hier kein Netz und keinen doppelten Boden. Wer sich falsch einschätzt, bezahlt. Deswegen lohnt es sich durchaus, auch das abklettern zu üben. Abklettern schien ja unter Superkletterern gar nicht mehr vorzukommen, erst jetzt kann man Chris Sharma im neuen Video Dosage Vol.2 wieder dabei beobachten. Man muss nur genug Angst haben…

 dale_buildering2
oben: 

Wie wir in Köln, nutzte der spätere Elfer-
kletterer Dale Goddard jede Gelegenheit,
auchwenn Boulder in Colorado ja eigentlich
von fantastischen Klettermöglichkeiten
umringt ist.

Was ich an diesem Bild von 1983 noch
interessant finde, ist wie Dale seinen rechten
Fuß setzt. Natürlich ist das bei einer Moment-
aufnahme schwierig zu sagen, daß die Ferse
aber so nah an der Wand ist deutet darauf hin
daß Dale technisch noch nicht so raffiniert war.
Wenn er den Fuß so läßt, wird das seine
Möglichkeiten beim Antreten mit dem linken
Fuß beschränken, obwohl Dale außergewöhnlich
beweglich in der Hüfte ist.

 

Was Chris recht ist kann dir billig sein, merk dir schon beim hochklettern die Griffe und Tritte, damit du im Zweifelsfall wieder in die Sicherheit zurückkehren kannst! Viele Kletterer geraten hier in eine Sackgasse. Sie klettern beherzt, konzentriert und cool bis kurz vor den nächsten Haken, hängen ihn aber nicht ein, sondern klettern genauso cool wieder zurück, das haben sie ja gut geübt. Wieder unten wird dann beschworen, dass die Kraft niemals für den letzten Zug zum Haken hin gereicht hätte. Oder, sie hängen den Haken zwar ein, aber nicht aus der Kletterposition, sondern in dem sie in die Schlinge greifen. Auch wenn Zweiteres einem hilft überhaupt hoch zu kommen, werden die beiden Verhaltensweisen schnell zur fixen Idee. Phasenwiese kann man dann gar nix mehr „normal“ vorsteigen. Die individuellen Gründe dafür gehen natürlich über den Horizont dieses Artikels hinaus, ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass einem hier oft der oben beschriebene Wechsel des Umfeldes hilft. Wenn es an dir hängt, das Seil nach oben zu bringen, ist das was ganz anderes als wenn du mit dem Vorstiegsteufelskerl schlechthin unterwegs bist.

Zurück zu unserem Brückenpfeiler. Um den Gruppenzwang, wie er in vagabundierenden Klettergruppen gerne mal entsteht auszuschalten, kann es vorteilhaft sein, öfters alleine zu klettern. Man kann dann besser in sich hineinhorchen und -fühlen und vielleicht auf diesem Wege die eigene Klettermoral verbessern. Hier ist eine Technik, die man am besten zuerst alleine übt, um sie in dann im Ernstfall anwenden zu können.

So tun als ob

Du stehst auf einem abschüssigen Tritt und einem kleinen Käntchen, zwei ranzige Griffe wollen deiner Hand entgleiten. Über dir sind nur abschüssige Griffe und Tritte in Sicht. Deine Füße zittern beunruhigend, während dein verkrampfter Körper vibriert. Immer die gleichen deprimierenden Szenarien des Untergangs galoppieren durch deinen Kopf. Es scheint Wochen her zu sein, daß du das letzte Mal geatmet hat – wie auch, mit diesem Alpdruck auf der Brust!
Diese angsterfüllte Reaktion ist typisch für Anfänger bei delikaten Zügen. Leider trägt sie jedoch schon die Saat des Versagens in sich. Wenn wir Angst haben, bewegen wir uns langsam und steif, wir zittern. Wir machen Bewegungen nicht ganz, sondern bleiben in uns sicher erscheinenden Zwischenstellungen hängen. Gedanken an Abrutschen,Versagen, Sturz und Katastrophen quälen uns, lange bevor es passiert (wenn es wirklich passiert). Die Ganzkörperdauerkontraktion erschöpft uns ähnlich einem Muskelkrampf. Wir zittern uns von den Tritten. Wenn uns in einer solchen Situation die Füße weggehen, ist das, als wenn man die unterste Karte in einem Kartenhaus wegzieht: Unser verkrampfter Körper kann sich nicht schnell genug auf die neue Situation einstellen. Wir wissen natürlich, daß gerade delikate, unsichere Züge einen entschlossenen, selbstbewußten Kletterstil erfordern. Da wir also etwas brauchen, das im völligen Widerspruch zu dem steht, das wir fühlen, versuchen wir hier doch einmal, uns selbst zu betrügen. Tun wir so, als ob die Griffe groß wären, klettern wir, als ob wir Erfolg erwarten würden, auch wenn wir nicht daran glauben. Machen wir die Züge ganz, denn in der Mitte anzuhalten macht sie nur noch schwieriger. Stellen wir uns auf unsere Füße, wir haben schließlich Zauberschuhe an. Vertrauen wir ihnen, andere Kletterer haben schon auf viel kleineren Sachen gestanden. Atmen! Wir haben nichts zu verlieren, tun wir wenigstens so, als hätten wir die Situation im Griff!

bouldering in Cabo San Lucas, Mexico, 1988
Du willst im Fels spazieren gehen können.
Immer nur krass und gefährlich hilft dir dabei
nicht. Spiel auch mal in der Senkrechten wie
hier Dominique Gudmundsdottir in Mexico.

 Raumwahrnehmung

Noch mal zurück zum Vorstieg. Du steigst so dahin, merkst dir gewissenhaft die Griffe und Tritte zum eventuellen Abklettern und kommst an einen Übergang aus der steilen Wand in eine geneigte Platte. Oh je, in der Platte sind nur sehr schlechte Griffe und du kannst dich nicht zurücklehnen um nach den Tritten zu sehn. Wo waren die noch mal? Du stehst auf der ausgesetzten Platte und realisierst, daß dir jetzt der Rückweg versperrt ist. Solche Übergänge sind äußerst unangenehm abzuklettern. Du siehst weder wo du her kommst, noch wo der letzte Haken ist. Viele Kletterrouten im sechsten Grad stellen hohe Anforderungen an die Raumwahrnehmung, da sie oft drei dimensionalen Strukturen wie Verschneidungen und Rissen folgen.
Zur Schulung deiner Raumwahrnehmung kann dir das klettern mit verbundenen (geschlossenen) Augen und das kinästhetische Training helfen. Mit verbundenen oder geschlossenen Augen in einer sicheren Umgebung zu klettern, ist eine wertvolle Übung. Unseren dominantesten Sinn, das Sehen, auszuschalten heißt, sich auf andere Sinne, deren wir uns beim Klettern oft nicht bewußt sind, zu besinnen.

Wir alle haben eine gute räumliche Wahrnehmung. Meistens benutzen wir jedoch unsere Augen als eine Krücke, um uns im Raum zu orientieren. Dabei haben wir alle auch einen Körpersinn, der uns bei der räumlichen Wahrnehmung helfen kann. Wenn wir Auto fahren, müssen wir auch nicht ständig nachgucken, ob der Schaltknüppel noch da ist. Man weiß, wo der ist, wenn man sein Auto lang genug gefahren hat. Der Körper weiß es, und die Hand schaltet einfach. Wir wollen nun durch Übungen mit verschlossenen Augen diese Art von Körpersinn für unser Klettern verbessern. Klettern mit geschlossenen Augen bricht die normale Vorherrschaft des Sehens. Wenn wir unsere Bewegung nur mit unseren Augen überwachen, ist uns oft nur der Bereich, den wir gerade anschauen, bewußt. Wenn wir dagegen auf unseren Körpersinn hören, werden wir uns unseres ganzen Körpers bewußt. Wir nehmen all die subtilen Nachrichten aus unserem Körper auf, die in der Informationsflut des normalen Kletterns untergehen.
Viele Kletterer halten zum Beispiel die Luft an oder kontrahieren unnötige Muskeln im Nacken und in den Schultern, wenn sie einen harten Zug machen. Nervös oder weit über dem Haken neigen wir dazu einen Zug nur mit einem Körperteil, meist nur mit den Armen zu machen, während der Rest unseres Körpers völlig angespannt und verkrampft ist. Wenn wir aber in unserem Rumpf und in den Beinen verkrampft sind und nicht flüssig und durchlässig, dann macht sich das negativ in unserer Präzision und Reichweite bemerkbar. Solche Eigenarten, unerkannt in den Jahren des normalen Kletterns, werden in der Dunkelheit durch die Konzentration auf unseren Körpersinn auf einmal offensichtlich.
Das Klettern mit geschlossenen Augen schult jedoch nicht nur unsere kinästhetische, sondern auch die räumliche Wahrnehmung. Beim Klettern kalibrieren wir normalerweise mit Hilfe unserer Augen unseren Körpersinn mit den Gegebenheiten am Fels. Die Augen jedoch können nur ein oder zwei Griffe auf einmal im Blick behalten. Wir sind also bei komplexen Bewegungen auf eine räumliche Wahrnehmung jenseits des Gesichtssinns angewiesen. Mit Hilfe dieser Wahrnehmung gestalten wir ein drei-dimensionales Abbild unserer Umgebung, in der wir uns bewegen.

Die Übungen zum kinästhetischen Training

Mit diesen Übungen kannst du dir deine Querungen um den Brückenpfeiler interessanter und lehrreicher gestalten. Auch eine eigentlich zu leichte Kletterei bekommt durch diese Übungen wieder ihren Reiz.
Wähle eine Kletterbewegung aus und mache diese Bewegung einige Male mit offenen Augen, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Dabei visierst du die Griffe an und merkst dir deren räumliches Arrangement – wo sie sind, wie sie sich anfühlen und wie man sie belasten muß. Wenn du glaubst, daß du das im Kopf hast, versuche den Zug mit geschlossenen Augen zu machen. Während es dunkel ist, solltest du dich auf die folgenden Aspekte konzentrieren: Triffst du den Zielgriff genau? Mit welchem Körperteil leitest du die Bewegung ein? Hakt die Bewegung irgendwo?
Wenn du eine Bewegung mehrmals gemacht und schließlich perfektioniert hast, versuche andere, neue mit geschlossenen Augen. Das können zum Beispiel auch Bewegungen aus Touren sein, die dir vielleicht schwergefallen sind. Wenn du beim Bouldern einen Zug geschafft hast, versuche ihn gleich darauf einmal mit geschlossenen Augen. Im nächsten Schritt nimmst du dir nun mehrere Züge vor, so daß du deine räumliche Wahrnehmung ausdehnen mußt. Das ist eine hervorragende Gedächtnisschulung für den Lageplan von Griffen und Tritten. Du kannst die Bewegungsabfolge nun entweder mit offenen Augen üben und dann mit geschlossenen reproduzieren oder aber als höchste Stufe der kinästhetischen Vervollkommnung, mit geschlossenen Augen quasi on-sighten. Visier die Griffe und Tritte an und schließe dann die Augen, bevor du die Sequenz versuchst. Beginne mit sehr einfachen Abläufen an großen, freundlichen Griffen. Du kannst dich dann leicht steigern, wenn du zum Beispiel versuchst, im überhängenden Gelände ein Zweifingerloch zu treffen. Während du im Senkrechten viel Zeit hast, zu suchen und den Griff zu fühlen, mußt du im Überhängenden sehr viel schneller und präziser sein. Eine andere reizvolle Übung ist es, dir Sequenzen auszudenken, bei denen du den Schwung nicht unterbrechen darfst, um sie wirklich flüssig zu klettern. Das sind Sequenzen, bei denen du bei jedem Zug den nächsten einleitest und von der vorhergegangenen Bewegung profitierst.

Ein Trainingswinter mit diesen Übungen, wird dir beim normalen Klettern helfen, Züge schneller machen zu können und bei komplexen Abfolgen eine bessere Kontrolle über Hände und Füße gleichzeitig zu haben, da du nun gelernt hast, deinen Bewegungen auch ohne die ständige Augenkontrolle zu vertrauen.

 Zusammenfassung:

  • Klettere so viel du kannst. Überall.
  • Viel im ungefährlichen Fels klettern oder bouldern. Querungen sind auch sehr gut. Abklettern können ist im sechsten Grad Pflicht.
  • Die Kletterbewegung baut sich von unten her auf. Wiederstehe der Versuchung, den ganzen Fuß auf einen großen Tritt zu stellen. Sogar für die Übersicht ist es wichtig, dass du dich nicht mit der Fußstellung fesselst wie es leicht passieren kannst wenn die Ferse zu nahe an der Wand ist.
  • Alles mit Balancieren ist gut.
  • Verschwende deine Zeit nicht mit Körpertraining. Dein Körper sollte nicht stärker sein als dein Geist!
  • Mal den Gruppenzwang ausblenden und alleine klettern.

Auf der nächsten Seite stößt du in den VII. Grad vor. Die Routen sehen asketischer aus und werden sicherer. Du wirst zum Sportkletterer…

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